#109: Social Startup-Gründerin Carolin Schürmann über Selbstwert, Alkoholprävention und Mut zur Entstigmatisierung
Episode 109: "Drink doch ene mit – stell disch net so aan", die legendäre Zeile der Bläck Föös klingt mir als Wahlkölnerin oft im Kopf nach. Aber wie oft hast du den Satz "Darauf trinken wir!" auch schon bei der Arbeit gehört und innerlich gedacht: „Heute lieber keinen Alkohol“, aber dich nicht getraut, es laut zu sagen? Mir ging es oft so. Früher hätte ich mich vielleicht unwohl gefühlt, heute bedeutet Mut zur Persönlichkeit für mich, genau das zu tun, was sich richtig anfühlt – egal, was andere sagen. Und genau darum geht es auch in dieser Podcast-Folge mit einer ganz besonderen Gästin: Carolin Schürmann. Und mit diesen drei Hashtags beschreibt sie sich im Podcast selbst: #lebensweltenbummlerin #selbstverwirklicht #hartnäckig.
Carolin ist Gründerin des Social Start-Ups „GERTY NUSS“, das sich für suchtbelastete Eltern und Kinder in Deutschland stark macht. Carolin weiß genau, wovon sie spricht, denn sie ist selbst betroffen und setzt sich als Aktivistin für bessere Alkoholprävention ein. Ihr Ziel: Menschen die richtigen Worte an die Hand geben, wenn es um schwierige Gespräche über Sucht und mentale Gesundheit geht. Was mich besonders beeindruckt hat: Carolin hat den Mut, ihre eigene Geschichte zu teilen und sich gleichzeitig dafür einzusetzen, das Thema zu entstigmatisieren.
Wie definiert Carolin „Mut zur Persönlichkeit“?
““Mut zur Persönlichkeit heißt, dass ich den Mut habe, mich mit mir selber auseinanderzusetzen und wenn ich weiß, was mir wirklich guttut und das erkenne und das artikuliere und das wir in viele Menschen tun, dann haben wir die Möglichkeit, die Welt auch so zu verändern, dass wir alle darin besser klarkommen.””
Das nimmst Du aus dieser Folge für Dich mit - meine Top 5:
1 | Selbstwert überlebt Marktwert
Carolin sagt es ganz klar: Wer sich selbst wertschätzt, handelt fürsorglicher – für sich selbst und für andere. Und genau das macht uns langfristig erfolgreicher, sowohl persönlich als auch beruflich. "Wenn mehr Menschen ihren Selbstwert finden und ausleben können, steigern wir auch den 'Marktwert' unseres Zusammenlebens."
2 | Stigma abbauen durch Kommunikation
Eines von Carolins großen Zielen ist es, das Stigma rund um Alkoholabhängigkeit und mentale Gesundheit abzubauen. Sie wünscht sich, dass wir genauso selbstverständlich über Alkoholprobleme sprechen wie über Rückenschmerzen oder Migräne. Ein offener Umgang, ohne Vorurteile und Rechtfertigungen, würde vielen Betroffenen helfen.
3 | Mut zur Selbstverwirklichung
Carolin hat viel darüber nachgedacht, was Selbstverwirklichung für sie bedeutet. Lange hat sie ihren Wert im Außen gesucht – in den Bedürfnissen anderer Menschen. Heute weiß sie: Die wahre Selbstverwirklichung kommt von innen. „Nur wenn wir uns selbst den nötigen Respekt und die nötige Liebe geben, können das auch andere tun.“
4 | Kommunikation ist der Schlüssel
Gerade in schwierigen Situationen, sei es im privaten oder beruflichen Umfeld, spielt Kommunikation eine zentrale Rolle. Carolin gibt Führungskräften und Lehrern Werkzeuge an die Hand, um sensibler über Alkohol und mentale Erkrankungen sprechen zu können. Der richtige Ton und das richtige Timing sind dabei entscheidend.
5 | Starke Netzwerke
Ein starkes Netzwerk ist für Carolin einer der wichtigsten Faktoren, um mit schwierigen Lebenssituationen umzugehen. Sie hat ihr eigenes Netzwerk durch Offenheit und Zusammenarbeit aufgebaut, mit Expert*innen und Menschen, die ähnliche Erfahrungen teilen.
Hier geht’s zur 109. Folge auf YouTube:
Power-Zitate aus meinem Gespräch mit Carolin, die in Erinnerung bleiben…
"Selbstwert überlebt Marktwert."
"Die Selbstverwirklichung ist wichtig, aber ich habe sie lange im Außen gesucht.”
"Ich möchte, dass Menschen viele Dinge, die ich erfahren habe, nicht erleben müssen."
"Wenn mehr Menschen ihren Selbstwert finden, können wir als Gesellschaft mehr erreichen."
"Suchtprävention muss lauter werden. Wir müssen mehr Menschen erreichen."
Carolin ermutigt dazu, ehrlich zu sich selbst zu sein und den Mut zu haben, frühzeitig Hilfe zu suchen – für sich oder für andere. Hier ihre Tipps aus der Folge (ab der 22. Minute besonders gut zuhören)
Hilfe vor Ort suchen: In jeder Stadt gibt es Beratungsstellen, die Unterstützung bieten. Es lohnt sich, diese aufzusuchen – auch online gibt es viele Hilfsangebote.
Offenheit im Umfeld: Sprich mit einer Person deines Vertrauens. Der erste Schritt zur Besserung ist, das Problem zu erkennen und offen darüber zu reden.
Selbstbeobachtung: Reduziere bewusst deinen Alkoholkonsum und beobachte, wie du dich dabei fühlst. Wenn es schwerfällt oder dich mental belastet, ist dies ein wichtiges Warnzeichen.
Professionelle Unterstützung: Solltest du merken, dass der Verzicht auf Alkohol starken Stress verursacht, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ärztliche oder therapeutische Begleitung ist oft unerlässlich.
Lebensstil anpassen: Vermeide aktiv Situationen, in denen viel getrunken wird. Beobachte dein Verhalten und finde alternative Wege, Stress zu bewältigen.
Carolin Schürmann zeigt uns eindrucksvoll, was es heißt, Mut zur Persönlichkeit zu haben. Dabei geht es nicht nur darum, die eigenen Werte zu leben, sondern auch den Mut zu haben, gegen gesellschaftliche Erwartungen oder Gruppenzwänge zu handeln - vor allem, wenn diese nicht im Einklang mit dem eigenen Wohlbefinden stehen. Carolin ermutigt uns, achtsamer mit uns selbst und unserer Umwelt umzugehen, offen über schwierige Themen wie Sucht und psychische Gesundheit zu sprechen und dabei nie den eigenen Selbstwert aus den Augen zu verlieren.
Wenn du mehr über Carolins Geschichte und ihre wertvollen Tipps zur Alkoholprävention erfahren möchtest, dann höre dir die Podcast-Episode an!
Hintergrundinformationen zum Podcast-Gast:
Carolin ist Sozialwirtin und kommunikative Allrounderin mit einem besonderen Fokus auf Gesundheits- und Sozialthemen. Sie hat jahrelang in der Kreativwirtschaft als Moderatorin und Führungskraft gearbeitet. Heute widmet sie sich voll und ganz ihrer Mission, suchtbelasteten Eltern und Kindern zu helfen. Mit ihrem Social Start-Up GERTY NUSS möchte sie Menschen früher an das Hilfesystem anbinden und die Stigmatisierung rund um Suchterkrankungen aufbrechen. Als Aktivistin kämpft sie für eine bessere Alkoholprävention in Deutschland und unterstützt Führungskräfte, Lehrer*innen und Fachkräfte, die richtigen Worte im Umgang mit mental belasteten Familien zu finden. (Vernetzt euch auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/carolin-sch%C3%BCrmann-7a10b014a/)
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Seid mutig, zeigt Persönlichkeit!
Deine/Eure Chérine
