Clubhouse: Hype und viel Wind um nichts? Fehlanzeige! (M)ein Fazit.

Clubhouse: Hype und viel Wind um nichts? Fehlanzeige! (M)ein Fazit.

Chérine De Bruijn
Zündstoff

9. März 2021

Gestern Abend (08.03.2021) und unter dem Titel “What about Clubhouse” lud der Marketing Club Düsseldorf e.V. seine Mitglieder und Gäste zum Zoom-Talk. Vier Expert*innen haben 90 Minuten Klartext gesprochen – darunter Stefan Kiwit (PUBLICIS GROUP GERMANY), Thomas Knüwer (kpunktnull), Philip Meis (Meis Design) und ich, Chérine De Bruijn (CORPORATE KITCHEN) – und über das Potential der neuen audiobasierten Social-Audio-App für die Marken- und Unternehmenswelt diskutiert. Lorena Rautzenberg, neu an Bord des Vereins als Vorstand "Digital & Technology", führte durch den Abend und entfachte an der ein oder anderen Stelle spannende Diskussionen – aber dazu komme ich gleich.

Für alle, die Clubhouse noch nicht (so gut) kennen, eine Antwort auf die Frage: “Was hat es mit dieser App auf sich?” Clubhouse wurde von den Gründern Rohan Seth und Paul Davison ins Leben gerufen, die sich als Ziel gesetzt haben, eine soziale App zu entwickeln, die „menschlicher“ und von Konversationen statt von Posts angetrieben sein sollte. Die App ist bislang nur für Personen zugänglich, die zu den iOS-Nutzern gehören und von bereits registrierten Nutzern eingeladen wurden. Das soll sich aber mit der bald folgenden Android-Version ändern. Man kann sich Clubhouse in etwa so vorstellen, wie eine Mischung aus Podcast und Social Media – zwei “Kategorien”, die nicht nur durch die Pandemie ein unfassbar spannendes Potential entfalten. 

Zurück zum gestrigen Abend, denn da stand die Frage “Wie sinnvoll und effektiv kann eine solche App für Business Zwecke, Marken und Marketeers sein?” im Fokus. 

Und was sagen die vier Experten? (M)ein Fazit

Ein Experte unserer Runde war Stefan Kiwit, Executive Director für Strategy und Innovation bei PUBLICIS GROUP GERMANY. Seiner Ansicht nach erleben wir mit Clubhouse die Geburt eines neuen Social Media Stars, der neben Plattformen wie Facebook und Instagram einen festen Platz findet. Im Gegensatz zum Podcast, können Zuschauer*innen live reagieren und ihre Meinungen äußern. Marken können Daten über Interessen sammeln und Konsument*innen direkt befragen. Wer befindet sich aktuell auf Clubhouse? Die App ist nichts anderes als das Abbild unserer Gesellschaft. Stefan ist sich sicher, dass es immer Menschen geben wird, die radikal, sexistisch, rassistisch, antisemitisch oder Ähnliches sind. Sollen Unternehmen und Marken dennoch Clubs gründen? Definitiv, denn auf Dauer kann eine Marke ohne Club nicht existieren, meint er. Man wirbt als Marke oder Unternehmen jedoch nicht mit Werbung, sondern mit qualitativen Gesprächen und mit Inhalten, die Relevanz haben für die Zielgruppen bestimmt sind. 

“Menschen sind gewöhnt an Audio-Content”
— Thomas Knüwer

Auch Thomas Knüwer – Gründer von der Digitalberatung bei kpunktnull ist der Ansicht, dass Clubhouse kein kurzfristiger Hype ist, sondern unausweichlich und der Beginn eines neuen Schrittes im Internet. Immer mehr Menschen tragen Kopfhörer, denn Audioelemente stehen im Vordergrund. Durch Corona wurden mehr Menschen an Podcasts ran geführt. Die Menschen gewöhnen sich daran, Content über Ihre Kopfhörer aufzunehmen. Clubhouse kann als audio-basierte Plattform, eine Wirkung in der Digitalisierung in Deutschland haben. Thomas ist überzeugt davon, dass auch Unternehmen Erfolge erzielen können – mit gutem Content. Eine organische Reichweite zu erreichen ist nicht schwer, denn qualitativ hochwertige Inhalte sind der Mittel zum Wachstum. Thomas erlebt, dass die kleinen und mittelständische Unternehmen mutiger sind und sich mehr trauen, Clubhouse auszuprobieren und mit gutem Content zu bespielen. Große Unternehmen hingegen scheuen sich oft davor. 

“App nichts wert ohne sinnvolle Inhalte”
— Philip Meis

Auch Philip Meis als Inhaber von Meis Design, einer Agentur für Brand und Content Design, ist der festen Überzeugung, das Clubhouse spannend ist und den Nutzer*innen Spaß bereitet. Dennoch ist die App seiner Ansicht nach nichts wert, wenn die Menschen keine sinnvollen Inhalte liefern. Clubhouse lebt noch spannenden Persönlichkeiten, doch das Spektrum wächst und es ist seiner Erfahrung nach schwieriger, spannende Diskussionen zu erleben. Hate Speech gibt es auch hier, auch wenn es insgesamt höflich und gesittet zugeht. Das Positive daran ist aber die Macht der Moderation. Denn vergleichbar mit einem Forum, können Moderator*innen eingreifen, somit läuft man weniger Gefahr, Hass zu erfahren. 

“Es geht um Konversation und Persönlichkeit, nicht um Werbung”
— Chérine De Bruijn

Auch meine Meinung zum Thema durfte ich in den Experten-Talk einbringen – ein Auszug meines Auftakts: Clubhouse ist gekommen, um zu bleiben. Warum? Die Social-Audio-App ist spannend, weil sie durch Persönlichkeiten lebt. Und genau das ist es, was unsere Werbe-, Marken- und Business-Welt braucht. Denn Menschen reden mit Menschen, nicht mit Unternehmen. Bei Clubhouse geht es (aktuell und hoffentlich auch in Zukunft) um Konversation und nicht um Werbung. Schwer vorstellbar wäre es auch, wenn überall mobile Werbebanner auftauchen würden... Und wie erhält man Aufmerksamkeit? – Mit Aufmerksamkeit! Und einer gesunden Portion "Mut zur Persönlichkeit". Diese App bietet Persönlichkeiten, die hinter einer Marke oder einem Unternehmen stecken, viele Möglichkeiten, Gespräche anzuheizen – wenn es wirklich ein Thema ist, das "passt" und Menschen in ihren Bann zieht. Es kam auch die Frage auf, ob Clubhouse den Podcast ablösen wird. Meiner Meinung nach wird dies nicht passieren, im Gegenteil: Clubhouse dient bereits heute als interaktive Erweiterung für Podcasts (ein Beispiel wäre das Digital // Duell von den Professoren Tobias Kollmann und Klemens Skibicki). Denn eine Interaktion im Podcast selbst ist nicht möglich und dies wird dann durch einen “Deep Dive” (oder dem “Nachschlag”, um beim obigen Beispiel zu bleiben) kompensiert. Warum beides? Eine Podcast-Folge ist – sofern sie online abrufbar bleibt – "für die Ewigkeit”, ein Clubhouse-Talk hingegen nur in Echtzeit “hörbar” und darf gemäß der Richtlinien nicht aufgezeichnet werden.

Echte Dialoge mit Mehrwert statt Beschallung

Wie bereits erwähnt: Menschen reden mit Menschen, nicht mit Unternehmen. Wir setzen auf Menschen, die mit ihren Themen authentisch in der Öffentlichkeit stehen. Man kann mit guten Gesprächen Mehrwert stiften. Aber wie ist es mit unangebrachten Äußerungen? In den meisten Clubs sind Clubregeln definiert. Wer sich nicht daran hält, fliegt – in dem Fall werden Funktionen wie Person blockieren oder reporten angeboten.

Muss ich als Unternehmen Clubhouse nutzen?

Mein Grundsatz lautet, dass ein Unternehmen genau dort Präsenz zeigen und ein Forum bieten sollte, wo die Zielgruppe anzutreffen ist. Nicht halbherzig, sondern wenn schon, dann “richtig”. Die Frage erinnert mich auch an die Anfänge mit Facebook, gefolgt von Instagram – und auch TikTok & Co. Wir leben in bewegten Zeiten und auch der Konsument sucht sich selbst Wege und zeigt Vorliebe für individuelle Interessen. Und wenn dieser sich bei Clubhouse, Spaces (dem Twitter-Konkurrenten für Audio-Chats) usw. tummelt, ist es ein Anlass darüber nachzudenken. Denn was gibt es "Schöneres" als Marke, eine Plattform für mehrwertstiftende Gespräche für seine Fans anzubieten? ;-)

Auf Tuchfühlung mit sich selbst

Gehen Sie als Marke oder Unternehmen auf Tuchfühlung mit ihrer Themenwelt: Welche “echten” Anknüpfungspunkte gibt es, um “echte” Gespräche zu führen? Wer eignet sich als Absender*in? Wichtig ist aber zu beachten: Auf Clubhouse können nur private Accounts erstellt werden, keine Firmen-Accounts (auch wenn das einige Unternehmen nicht so ganz verstanden haben...). Marken haben aber, wie Stefan bereits erwähnte, mit den Clubs eine attraktive Möglichkeit, ihre “Domäne” zu beziehen. 

Ist Clubhouse für etwas für die “Großen”? Nein, denn mit einem originellen Thema, dass spitz oder polarisierend ist, können Personen, ohne bekannt zu sein, gute Gespräche führen und eine Community aufbauen. Dazu hat Thomas ja auch schon etwas gesagt. Meine Empfehlung für Unternehmen: Setzen Sie auf Mehrwert durch Dialog statt auf Werbung mit Monolog. Führungspersönlichkeiten etablierter Unternehmen und Startups sei geraten, die richtigen Menschen im Unternehmen zu finden, die das Interesse haben, sich mit diesen digitalen Themen zu beschäftigen. Eine Affinität, Begeisterung und Experimentierfreude ist der Nährboden für innovative Ideen und bieten auch Unternehmenspersönlichkeiten als Gesprächspartner nahbar und "präsent" zu werden.

In einem Punkt sind wir vier uns einig:

In Clubhouse steckt viel Potential – für Marken, Unternehmen und ihre Persönlichkeiten

Jetzt ist die Zeit loszulegen, bevor es die meisten tun. Wie ich immer gerne sage: „Aller Anfang ist machen“ – nicht ohne Plan, sondern mit Aufmerksamkeit für die Zielgruppe. Das fordert auch das Verlassen der Komfortzone, aber diese haben wir ja schon spätestens vor einem Jahr verlassen...

Jetzt ist die Zeit sich auf Clubhouse “umzuhören” und loszulegen – dafür wünsche ich Ihnen den notwendigen Mut zur Persönlichkeit! Wer weitere Fragen zu Clubhouse hat, sich inhaltlich austauschen oder eine Moderatorin an Bord gewinnen möchte, kann sich gern bei mir per Direktnachricht melden. 

Oder schauen Sie bei Clubhouse vorbei! Folgen mir auf Clubhouse (@cherinedebruijn) und steigen Sie an Bord meines Clubs MUT ZUR PERSÖNLICHKEIT. 

Menschen reden mit Menschen, nicht mit Unternehmen – unterhalten wir uns! Ich freue mich drauf.

An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Margarete Bohnen (Geschäftsleitung Marketing Club Düsseldorf) für die Einladung, Lorena für die charmante Moderation und meinen Mitstreitern Stefan, Thomas und Philip für den "echt" spannenden Austausch – wir “hören” uns (dann wieder auf Clubhouse)! 

Hier noch ein paar weitere Quellen zu Clubhouse:

Link zur Veranstaltung am 08.03.2021: https://www.marketing-club.net/nc/veranstaltungen/detail/what-about-clubhouse/detail/#.

Mit Dank an mein Team Kristine und Maike für das super Teamwork! #corporatekitchen #mutzurpersönlichkeit #clubhouse

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